Du möchtest dich gern in eine Beziehung einlassen, aber etwas in dir lässt es dir einfach nicht zu. Obwohl eine romantische Bindung mit einem Mann, den du dir genau vorstellen kannst, dein größter Traum ist, rennst du davon weg, sobald du eine Gelegenheit bekommst, diesen Traum zu verwirklichen.
Der Mann hat nichts Falsches gemacht: Er ist ganz freundlich, aber trotzdem mit einem guten Flirt auf dich zugekommen, in seinen Verhalten und Berührungen gibt es nichts Schlimmes und er lässt dir genügend Freiraum. Wenn du eine Macke findest, dann zeigt er dir mindestens 2 gute Seiten von sich und der Beziehung mit ihm.
Also es liegt nicht an ihm, auch nicht an deinen Erwartungen, sondern an dem, was tief in dir versteckt ist.
Du weißt sehr gut, was das ist und wieso es immer noch in dir ist. Wenn du meinst, dass man PTBS nur von einem körperlichen Missbraucht haben kannst, irrst du sich gewaltig.
Das, was dich von einer funktionierenden Beziehung anhält, ist gerade eine PTBS nach einer traumatischen Erfahrung in einer vorherigen engen Beziehung.
Auch emotionaler Missbrauch kann dich so stark beeinflussen und dich von anderen Beziehungen halten.
Jemand hat dich so stark verletzt oder so viel Angst gemacht, dass du tief in dir beschlossen hast, dich nie mehr in solch eine Beziehung einzulassen.
Sobald dein Körper spürt, dass es in der gleichen oder ähnlichen Gelegenheit ist, schaltet er alle Alarme ein und gibt dir Bescheid.
Diese Signale kann man einfach nicht ignorieren, weil sie einfach von jeder Seite herausspringen.
Wieso es so ist, kann man sehr einfach mit einem üblichen Beispiel erklären.
Du hast dich sicherlich als Kind am Herd verbrannt und seitdem (und deswegen) setzt du deine Hand nicht mehr auf den Herd, auch wenn es ausgeschaltet ist.
Das ist eine ganz übliche Reaktion, weil dich dein Gehirn darauf erinnert und sofort warnt. Das Gleiche passiert auch mit unseren Gefühlen in Beziehungen.
Doch einige negative Erfahrungen sind so schlimm, dass du es nicht mehr wagst, dich in eine Beziehung einzulassen.
Statt der Freude und Anspannung, die eine neue Beziehung mit sich bringt, fühlst du nur Angst oder vielleicht auch Scham mit ihm.
Egal wie du es erklärst, ist es für dich nicht Adrenalin, welcher dich am Leben hält, sondern es sind nur Reize, die dich stören.
Das, was für alle anderen, die schönste Erfahrung im Leben ist, ist für dich nur Stress. Es gibt dir keine Schmetterlinge im Bauch, sondern echte Bauchschmerzen.
Außer den intrusiven Gedanken hast du wortwörtlich Angst vor seinen Berührungen, geschweige Intimität.
Du musst nicht unbedingt missbraucht sein, damit du diese Ängste empfindest, deswegen unterdrückt sie nicht mehr. Du kannst sie nicht ausschalten und nicht ignorieren.
Du bist sicherlich auch ein Day-Dreamer und verbringst deinen Tag in deiner Fantasie überlegend, wie du deinen perfekten Mann kennenlernen wirst, wie euer zufälliges Treffen aussehen wird, wer was sagen wird und wozu es führen soll. Doch sobald es wenigstens ein Anzeichen gibt, dass so etwas passieren könnte, verfällst du in Panik.
Wenn du dich mit einem Mann einfach nicht entspannen kannst, obwohl er nichts Schlimmes gemacht hat, erlebst du wahrscheinlich deine alten Traumata immer noch.
Sie manifestieren sich durch verschiedene Arten, die eigentlich alle in dein Verteidigungsmuster eingeschlossen sind.
Vielleicht merkst du es nicht direkt, weil es Signale aus deinem Unbewussten sind, aber die Auswirkungen in der Realität merkst du sehr gut und ihnen musst du dich stellen.
Einige davon sind nicht nur intrusive Gedanken, die dir Angst machen, oder überhaupt negative Gedanken provozieren.
Da alles aus unserem Gehirn anfängt, beeinflussen unsere Gedanken zuerst unsere Gefühle, die dann unser Verhalten steuern.
Wer sich an den Herd verbrannt hat, der passt auf jede andere heiße Oberfläche auf – mit anderen Worten, wer sich in einer engen Beziehung nicht geliebt fühlte oder enttäuscht war, der wird seine Gefühle nicht so einfach zeigen.
Zudem muss es nicht unbedingt heißen, dass du diese traumatische Erfahrung in einer romantischen Beziehung erlebt hast.
Du kannst genauso stark in einer anderen zwischenmenschlichen Beziehung verletzt sein und die stärkste Bindung außer der romantischen, ist die mit den Eltern.
Eine schlechte Mutter-Tochter-Beziehung, kein Verständnis von der Mutter und Ähnliches kann auch dazu führen, dass du später kein Vertrauen in andere hast.
Doch, es ist sehr wichtig zu wissen, dass alles im Leben gelernt ist und dass du es in jeden Augenblick ändern kannst.
Das Wichtigste dabei ist, die Wahrheit in die Augen zu schauen und deine Ängste dir zu gestehen. Wenn du weiterhin davonläufst, wirst du es nie klären und deine Traumata werden dich weiterhin jagen.
Du wirst weiter von guten Männern wegrennen und keinen dir nah lassen. In jeden wirst du einen schlechten Mann, der dich verletzten wird sehen und dich verteidigen, bevor du überhaupt angegriffen bist.
Vielleicht wird er dich überhaupt nicht angreifen, aber das kannst du nicht wissen, weil du ihm keine Gelegenheit gegeben hast.
Das Schlimmste dabei ist nicht das, was du ihm antust – auch wenn das auch nicht fair ist – sondern das, was du dir tust.
Bis du dir zugibst, dass du einige Traumata aus der Vergangenheit immer noch verarbeitet hast, willst du gefördert sein, die Folgen zu ertragen.
Die einzige Art, wie du das klären kannst, ist dich deinen Ängsten entgegenzusetzen und dich mit deinen Emotionen auseinanderzusetzen.
Seine Komfort-Zone zu verlassen ist immer schwer und unbequem, aber die Erleichterung, die danach folgt, ist es sicherlich wert.
Die Suche nach sich selbst ist eigentlich die Rückkehr zu der Version, die du vor diesem Trauma warst. Egal, wie schrecklich es dir klingen kann, bist du sicherlich bereit, dich auf diese Reise einzulassen. Jeder hat seine Last und muss einige Schwierigkeiten im Leben überleben, aber jeder bekommt so viel, wie er ertragen kann.
Das Universum oder der Gott, egal, wie du es nennst, weiß ganz genau, was er macht und wem, er welche Erfahrungen gibt und wieso er es tut.
Denn, jede Erfahrung in deinem Leben ist eine Lektion, die du lernen sollst und sie wird sich so lange wiederholen, bis du sie nicht als eine Lektion erkennst und absolvierst. Denn, so entwickelt man sich weiter.