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Borderline und Lügen: das Lügenkonzept als Schutzmechanismus

Borderline und Lügen: das Lügenkonzept als Schutzmechanismus

Borderline und Lügen werden oft in einem Satz verwendet und erwecken dadurch den Eindruck, sie gehen Hand in Hand. Allerdings entspricht das nur zum Teil der Wahrheit.

Borderline, bzw. die sogenannte emotional instabile Persönlichkeitsstörung ist eine viel zu komplexe psychische Störung, als das Verallgemeinerungen möglich wären. Der Name Borderline könnte im Deutschen als „grenzwertig“ übersetzt werden.

Schließlich handelt es sich bei der Krankheit um eine Persönlichkeitsstörung, die an der Grenze zwischen neurotisch und psychotisch liegt. Symptomatisch kann die Borderline-Persönlichkeitsstörung in drei grundlegende Gruppen eingeteilt werden.

Diese beziehen sich auf affektive Instabilität, auf ein unkontrolliertes Verhalten und auf gestörte Beziehungen. Bei den Beziehungen sind jegliche zwischenmenschliche Beziehungen gemeint und nicht ausschließlich Liebesbeziehungen.

Geschätzt leiden in Deutschland zwischen 3 – 4 % der Gesamtbevölkerung am Borderline-Syndrom. Diese Prozentzahl ist aus Sicht der medizinischen und psychologischen Forschungs- und Entwicklungsarbeit nicht besonders hoch.

Dementsprechend mangelt es an ausreichend Studien, welche sich mit Ursachen, Symptomen, Intensität sowie Behandlungsmöglichkeiten beschäftigen. Aus diesem Grund werden wir oft mit Pauschalisierungen und Generalisierungen konfrontiert, wenn wir uns mit dieser Störung beschäftigen.

Daraus folgen Vorurteile und Stereotype, die mit Borderlinern in Verbindung gebracht werden. So wird gleichzeitig auch angenommen, Borderliner sind ebenfalls narzisstisch, egoistisch, arrogant, überheblich und in einem hohen Maße auch suizidgefährdet.

Das kann, muss aber nicht immer der Fall sein. Nicht alle Betroffenen leiden an den gleichen Symptomen und nicht immer gehören Borderline und Lügen zusammen. Richtig ist aber, dass die Borderline-Persönlichkeitsstörung eine Störung ist, welche die psychische Gesundheit einer Person erheblich beeinträchtigt.

Die Notwendigkeit zu lügen – Was die eigene emotionale Instabilität aus deinem Leben macht?

Borderline und Lügen das Lügenkonzept als Schutzmechanismus

Die emotional instabile Persönlichkeitsstörung ist unglücklicherweise eine unheilbare Krankheit. Es ist lediglich möglich einen Weg zu finden mit dieser Krankheit besser umzugehen und diese als einen Teil seines Selbst zu akzeptieren.

In Bezug auf ihre Ursache gibt es unterschiedliche Auffassungen. Zum einen wird angenommen, dass traumatische Erfahrungen aus der Kindheit ein Auslöser sein könnten. Zum anderen wird eine genetische Prädisposition vermutet.

Aufgrund dem Fehlen einer eindeutigen Ursache beruhen die meisten Erkenntnisse hinsichtlich des Borderline-Syndroms auf den Erfahrungen von Betroffenen. Und diese fallen unterschiedlich aus.

Gemeinsamkeiten finden sich allerdings in Bezug auf die Tragweite der Krankheit und die Tatsache, dass sich ein unfassbares Leid hinter der Borderline-Persönlichkeitsstörung versteckt. Und genau dieses Leid führt immer wieder dazu, dass Betroffene, um sich selbst zu schützen, zum Lügen greifen.

Für Außenstehende und sogar Angehörige, erscheinen diese Lügen als surreal, unnötig und überflüssig. Für Borderliner sind sie hingegen eine Notwendigkeit und der einzige Halt, der ihnen manchmal bleibt, um nicht in den Abgrund zu stürzen.

Erfahre hier, was die häufigsten Gründe sind, warum Borderliner lügen und was sich wirklich dahinter versteckt.

Borderline und Lügen: Aus diesen 7 Gründen, lügen Menschen mit Borderline Syndrom:

1. Emotionale Unstabilität

Liebe, Hass, Wut, Trauer, Verzweiflung, Freude, Empathie, Sympathie, Glück, Anteilnahme, Nervosität, Abneigung usw. sind alles bekannte menschliche Emotionen. Bei emotional stabilen Persönlichkeiten befinden sich diese Emotionen im Regelfall im Gleichgewicht.

Ihre Intensität und ihr Vorhandensein hängen von unterschiedlichen Lebenssituationen ab, sodass wir die eine Emotion mal stärker, mal weniger stark oder überhaupt nicht wahrnehmen.

Ebenfalls sind wir in der Lage unerwünschte Emotionen zu kontrollieren, manchmal ganz zu blockieren oder sie zu unterdrücken. Insbesondere dann, wenn wir vor anderen nicht als sensibel, empfindlich oder labil erscheinen wollen.

Unsere Emotionen zu kontrollieren zählt generell zu einer menschlichen Schutzfunktion und unserer Fähigkeit rationale Entscheidungen zu treffen, wenn diese erforderlich sind. Anders ist dies der Fall bei Menschen mit Borderline-Syndrom.

Ihr Leid spiegelt sich an der Unfähigkeit ihre Emotionen zu erkennen, zu verstehen und zu kontrollieren wider. Man stelle sich vor, man selbst fühle eine Vielzahl unterschiedlicher Emotionen auf einmal.

Angefangen bei Freude über Hass und Wut bis zur Angst und Verzweiflung. Und das alles in nur wenigen Minuten. Selbstverständlich ist diese Achterbahn der Gefühle sowohl für den Körper als auch für den Geist eine Tortur.

Das tückische daran ist ihre Plötzlichkeit. Es braucht lediglich einen – für Außenstehende kaum sichtbaren – Trigger, welcher zu einem absoluten und schmerzhaften Gefühlschaos führt.

Solche Trigger können lediglich ein falsches Wort, ein falscher Blick oder eine falsche Geste sein, bzw. alltägliche und unbedeutende Sachen, denen wir regelmäßig im Leben begegnen.

Für Menschen mit einer emotional instabilen Persönlichkeitsstörung sind diese jedoch alles andere als unbedeutend und führen sie an den Rand der Verzweiflung.

Bevor sie dadurch als irrational und womöglich verrückt abgestempelt werden, bedienen sich Betroffene in solchen Situationen der Unwahrheit. Sie erfinden Ausreden, um nicht anderen erklären zu müssen, warum sie gerade derart traurig oder wütend sind – denn im Grunde wissen sie es ja auch nicht wirklich.

2. Tiefsitzende und unüberwindbare Unsicherheit

Borderline und Lügen das Lügenkonzept als Schutzmechanismus

Menschen mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung sehnen sich verzweifelt nach Anerkennung, Akzeptanz und Liebe. Allerdings sind sie unfähig diese in einem gesunden Maße zu empfangen und auch wiederzugeben.

Betroffene sind extrem unsicher und geben sich große Mühe dies zu verstecken. Die Unsicherheit geht soweit, dass sie jegliche Kritik als ein Angriff gegen sich selbst empfinden und häufig in einen Gegenangriff schreiten.

Lass uns das an einem Beispiel aus der Praxis verdeutlichen.

Nehmen wir an, auf der Arbeit kommt es zu einer Umstrukturierung und dementsprechend neuen Arbeitsanweisungen. Von nun an soll beispielsweise die Ablage nicht mehr alphabetisch erfolgen, sondern nummerisch. Eine simple Anweisung, die sich jemand in der Chefetage ausgedacht hat – warum auch immer.

Menschen ohne Störung könnten sich eventuell auch ihren Teil zu dieser Änderung denken, aber sie würden diese nicht persönlich nehmen. Insbesondere würden sie sich nicht persönlich angegriffen fühlen.

Im Gegensatz zu Menschen mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung. Diese kleine Arbeitsanweisung führt zu den unterschiedlichsten Gefühlen und Reaktionen. Alle haben eins gemeinsam, der Borderliner denkt, die Chefs hätten etwas persönlich gegen ihn und seine Arbeitsweise.

Das alles ruht darauf, dass sie derart unsicher und unfähig sind rational zu denken. Aus diesem Grunde greifen sie auch immer wieder zu Lügen, damit ihre innere Zerrissenheit nicht bloßgestellt wird.

Borderliner berichten oft von einer überwältigenden und lähmenden inneren Blockade, die sie daran hindert ein vollfunktionsfähiges Mitglied der Gesellschaft zu sein. Diese Unsicherheiten und Blockaden können derart hinderlich sein, dass sie beispielsweise die Ausübung eines Berufes vollkommen unmöglich machen.

In vielen Fällen trauen sich Borderliner aber nicht zu sagen, dass sie aufgrund ihrer emotionalen Unstabilität berufsunfähig sind, und erfinden Ausreden.

Der Satz „Ich bin aufgrund von starken Rückenproblemen, oder einem Hexenschuss krankgeschrieben“, ist von der Gesellschaft viel akzeptabler als zu sagen „Ich bin aufgrund einer emotionalen Instabilität nicht arbeitsfähig“. Das Stigma als „verrückt“ abgestempelt zu werden, zählt zu den größten Ängsten von Borderlinern.

3. Borderline und Lügen: Affekthandlungen und impulsives Verhalten

Die Unfähigkeit seine eigenen Emotionen zu verstehen und zu kontrollieren spiegelt sich auch in einem äußerst unberechenbaren Charakter wider. Menschen die an einem Borderline-Syndrom leiden neigen zum impulsiven Verhalten und Affekthandlungen.

Diese sind die Antwort auf eine Flut von Gefühlen, von denen Betroffene überwältigt sind. Sie fühlen einen Druck der für Außenstehende kaum zu begreifen ist.

Eine Freundin, die am Borderline-Syndrom leidet, beschreibt dieses Gefühl wie eine erdrückende Last, die zum physischen Schmerz führt. Ihr ganzer Körper leidet an diesem Zustand und sie hat kaum Kontrolle über sich selbst.

Ihr Verstand schaltet komplett aus und alles um sie herum verschwindet wie im Nebel. Sie ist alleine mit diesem Schmerz und diesem Unvermögen etwas zu ändern. Dieser Zustand führt meistens zu Selbstverletzungen.

Sie hat sich auch bereits Ritze zugefügt, sie hat auch wie wild um sich und mit dem Kopf gegen die Wand geschlagen. Diese seelische Ohnmacht, welche sie fühlt, kann sie einzig durch „echten“ körperlichen Schmerz kanalisieren.

Aus diesem Grund fügen sich Borderliner selbst Schmerzen zu, um den unfassbaren und überwältigenden Druck ein wenig zu lösen. Das tragische an diesen Selbstverletzungen ist allerdings die Tatsache, dass die Intensität immer öfters verstärkt werden muss, um erneut den gleichen Effekt zu erhalten.

Beispielsweise müssen die Ritze, bzw. die Schnitte immer tiefer werden, damit der seelische Schmerz weniger wird. Dass dies auf Dauer sehr verheerend und sogar lebensgefährlich sein kann, versteht sich sicherlich von selbst.

Beim selbstverletzendem Verhalten zeigt sich ausnahmsweise eine direkte Verbindung zwischen Borderline und Lügen. Betroffene lügen in Bezug auf ihre Verletzungen und erfinden „akzeptable“ Verletzungsursachen.

Beispielsweise sagen sie, sie seien versehentlich auf Glasscherben gefallen und hätten deswegen diese Schnittwunden an ihren Unterarmen. Ihre Selbstverletzungen verheimlichen sie sehr gut.

Dies kann mitunter auch einer der Gründe sein, für die falsche Annahme Borderliner seien immer auch notorische Lügner.

4. Ein überwältigendes und destruktives Schamgefühl

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Sich schämen für das, was man ist und für das, was man nicht ändern kann: Borderliner leben oft mit tiefen und tiefsitzenden Schamgefühlen. Es fängt bereits in einem frühen Stadium der Störung an und wird intensiver je fortgeschrittener sowie belastender die Krankheit ist.

Häufig zeigen sich die ersten Symptome einer Störung bereits in der Pubertät. Einem Lebensabschnitt, der generell mit vielen Veränderungen miteinhergeht. Sogar für Jugendliche, mit keiner Persönlichkeitsstörung kann die Pubertät eine sehr schwierige Lebensphase sein.

Erst recht für Jugendliche mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung. Sie merken selbst, dass sie anders sind als andere Jugendliche, wissen aber nicht warum. Ihre Gefühlsschwankungen gehen weit über das „gewohnte“ pubertierende Verhalten hinaus und reichen sogar bis hin zum depressiven Verhalten.

Nicht selten wird Borderline genau aus diesen Gründen gar nicht wirklich erkannt und Betroffenen wird eine falsche Diagnose gestellt. Häufig kommt es zur Verwechslung von Borderline und Depressionen.

Bei Depressionen haben sich bestimmte Antidepressiva als wirksam erwiesen, welche bei Borderline jedoch nicht anschlagen. Mit diesem Problem musste auch meine Freundin kämpfen, als bei ihr fälschlicherweise Depression diagnostiziert wurde.

Die Medikamente halfen ihr nicht, und ihre behandelnden Ärzte verschrieben ihr lediglich andere Zusammensetzungen aber immer nur Antidepressiva. Erst nach mehreren Gesprächen mit einem Psychologen konnte die Fehldiagnose beseitigt werden.

Wodurch auch klar wurde, warum meiner Freundin die Antidepressiva nicht halfen, denn sie war nicht depressiv, sondern sie leidet an einer emotional instabilen Persönlichkeitsstörung. Was ein vollkommen anderes Krankheitsbild ist.

Sowohl Borderliner als auch Menschen mit Depressionen versuchen ihre Krankheit zu verheimlichen. Zu stark ist die Angst vor Ablehnung und Stigmatisierung. Der Zusammenhang zwischen Borderline und Lügen kommt zu einem wichtigen Teil auch aufgrund dieses Schamgefühls zustande.

5. Borderline und Lügen: Angst vor Zurückweisung und Ablehnung

Menschen die an einer Borderline-Persönlichkeitsstörung leiden sind extrem sensibel. Gleichzeitig haben sie panische Angst vor Zurückweisung und Ablehnung.

Wenn sie beispielsweise selbst daran zweifeln, uninteressant und vielleicht nicht aufregend genug zu sein, greifen sie zu Lügen, um von ihrem Gegenüber eher akzeptiert zu werden. Dabei reicht das Repertoire an Lügen von kleinen Notlügen über größere Lügen bis hin zu gravierenden Unwahrheiten und Verleumdungen.

Borderliner erkennen die Tragweite ihrer Handlungen nicht. Sie denken sich nichts dabei, wenn sie Lügengeschichten erzählen. Sie tun das auch nicht mit der Absicht einen anderen Menschen zu verletzen, sondern lediglich aus dem Grund sich selbst zu schützen.

Aber dieser Selbstschutz übernimmt oft falsche Dimensionen. Und genau das ist das Tückische an Borderline. Von einer Betroffenen weiß ich, dass sie, um sich selbst interessant zu machen, erzählte, sie wäre eine Vollweise. Sie hätte, als ein kleines Kind ihre Eltern bei einem Hausbrand verloren und wuchs deshalb in unterschiedlichen Pflegefamilien auf.

Dies sei auch der Grund warum sie emotionale Schwierigkeiten hätte und derart anhänglich sei. Sie glaubte auf diese Weise bekäme sie die notwendige Aufmerksamkeit und Akzeptanz von anderen. Dass diese Geschichte völlig frei erfunden und gelogen war, kümmerte sie wenig.

Dabei dachte sie auch nicht daran, wie sehr sie ihre echte Familie damit verletzten könnte, würden sie von dieser Lüge etwas erfahren. Sie wuchs nämlich in einer sehr liebevollen Familie auf, mit Eltern und Geschwistern, die ihr immer zur Seite standen. Sie sind auch heute noch immer für sie da und unterstützen sie, wo immer sie nur können.

6. Verzerrte Wahrnehmung

Borderline und Lügen das Lügenkonzept als Schutzmechanismus

Die verzerrte Wahrnehmung führt Borderliner oft in ausweglose Situationen. Einen Ausweg aus diesen Situationen versuchen sie mit Lügen zu finden. Bei der verzerrten Wahrnehmung geht es nicht nur um die Welt und wie diese wahrgenommen wird, sondern auch um das eigene Selbstwertgefühl.

Genau genommen um das verzerrte oder fehlende Selbstwertgefühl. Borderliner haben Schwierigkeiten Dinge so wahrzunehmen wie sie sind. Sie haben Probleme damit Ursache und Wirkung zu erkennen und zu verstehen.

Lass mich das erneut an einem Beispiel verdeutlichen. Eine Bekannte von mir, die am Borderline-Syndrom leidet hat seit einiger Zeit eine Affäre und auf einmal zog sich ihre Affäre zurück. Im Gespräch mit mir, klagte sie darüber, dass sich ihre Affäre komplett von ihr zurückzog – und das, völlig grundlos.

Sie konnte sich dieses Verhalten nicht erklären und suchte den Fehler bei ihm. Erst später erzählte sie, dass ihre Affäre nicht mehr die zweite Wahl in ihrem Leben sein wollte, und er sie vor ein Ultimatum gestellt hatte.

Entweder sie verlässt ihren Ehemann oder er beendet die Affäre. Sie hat ihren Ehemann nicht verlassen, und die Folge ihrer Untätigkeit führte zum Ende ihrer Affäre. Diesen Zusammenhang erkannte sie aber nicht.

Sie blendete das Ultimatum und die möglichen Folgen daraus komplett aus, und stellte sich quasi „dumm“. Außenstehende würden dies sicher als sehr naiv bezeichnen und hätten Schwierigkeiten zu verstehen, wie diese Frau so blind sein kann.

Aber sie tut das weder bewusst, noch ist sie naiv oder „dumm“. Dieses Verhalten ist das Resultat ihrer Borderline-Persönlichkeitsstörung und ihrer verzerrten Wahrnehmung. Aus ihrer Sicht hat sie keinen Fehler gemacht, sondern sie hat lediglich eine andere Sicht auf die Dinge.

Auch Lügen gehören zu dieser Wahrnehmung. Borderliner tendieren dazu sich selbst Unwahrheiten als Wahrheiten zu verkaufen. Manche Psychologen sprechen aus diesen Gründen in Bezug auf Borderline und Lügen deshalb auch nicht von Lügen, sondern von Irrtümern.

7. Suizidgedanken – Vortäuschung einer heilen Welt.

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Lediglich ein kleiner Trigger reicht aus, damit Borderliner eine unfassbare Qual erleiden. Diese Trigger finden völlig unabhängig von Raum, Zeit, Ort oder Person statt. Allerdings leiden Borderliner viel stärker, wenn die Trigger durch von ihnen nahestehende Personen, Familienmitglieder oder Partner ausgelöst werden.

Ein falsches Wort und Menschen mit Borderline-Persönlichkeitsstörung fallen in eine tiefe Grube. Diesen Fall fühlen sie psychisch und physisch. Häufig empfinden sie ihr Leiden derart intensiv, dass sie das Gefühl haben, sie müssten sterben, um sich aus diesem Elend befreien.

Aus diesem Grund sind Suizidgedanken ein häufiges Symptom bei Menschen mit einer emotional instabilen Persönlichkeitsstörung. Ebenfalls gehören Selbstmordversuche zu einem häufig gewählten Mittel von Borderlinern um Mitleid zu erregen.

Gerade in Beziehungen, bedienen sich Betroffene dieses Druckmittels, um ihren Partner am Gehen zu hindern, denn sie haben immense Verlustängste. Allerdings müssen Selbstmordversuche und offene Suizidgedanken nicht immer auf den ersten Blick erkenntlich sein.

Das Vortäuschen einer heilen Welt gehört zu einer ausgeprägten Charaktereigenschaft von Borderlinern. Wenn sie das Gefühl haben nicht verstanden zu werden, als zu empfindlich abgestempelt zu werden, oder als Menschen zu gelten, die zur Übertreibung neigen, können sich Betroffene auch komplett zurückziehen.

Mit dem Rückzug stoßen sie Angehörige oder Partner von sich weg und signalisieren vermeintliche Unabhängigkeit und Ausgeglichenheit. Anders gesagt, sie belügen sich selbst und ihr Umfeld. Ein weiteres Zeichen, dass Borderline und Lügen scheinbar zusammengehören.

Gehören Borderline und Lügen immer zusammen?

Nein, Borderline und Lügen gehören nicht zwangsweise zusammen. Und es ist eine falsche Annahme, dass alle Menschen mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung auch notorische Lügner sind. Sie sind auch keine Narzissten, Egoisten, Größenwahnsinnige, Blender, Täuscher und Manipulierer.

Gerade die Unterscheidung zwischen Narzissmus und Borderline erweist sich in der Praxis als sehr schwierig. Narzissten und Borderliner haben eine Vielzahl ähnlicher Symptome und Ausprägungen.

Allerdings gehören Lügen viel eher zur narzisstischen Persönlichkeitsstörung als sie zu einer Borderline-Persönlichkeitsstörung gehören.

Nichtsdestotrotz, finden sich auch eine Vielzahl der oben genannten destruktiven Charaktereigenschaften bei einem Borderliner wieder. Jedoch sind dies die Auswirkungen seiner Störung und nicht reine Absicht.

Es ist wichtig zu verstehen, dass Borderline eine Krankheit ist. Sie ist unheilbar und beeinträchtigt das Leben von Betroffenen und Angehörigen gleichermaßen.

Gerade dann, wenn die Krankheit noch nicht als solche diagnostiziert wurde oder sogar eine Fehldiagnose gestellt wurde. Zum Glück ist es möglich das Borderline-Syndrom zu therapieren und Betroffene dazu anzuleiten, ihre Krankheit zu akzeptieren und mit ihr besser umzugehen.

Je mehr Informationen vorhanden sind, desto leichter ist es auch das Krankheitsbild besser zu verstehen und sich dementsprechend zu verhalten. Ganz falsch wäre es, die Krankheit vollkommen zu ignorieren und zu vernachlässigen, denn dadurch würden sich die Symptome lediglich intensiveren und verschlimmern.

Besonders verheerend wäre diese Untätigkeit für die eigene Beziehung und den eignen Partner. Boderliner sehnen sich nach einer glücklichen Liebesbeziehung. Sie sind sich aber meisten auch bewusst, dass sie dazu nicht im Stande sind.

Nicht selten verstellen sie sich und vertuschen ihre problematischen Symptome, bis sie in einer Beziehung sind. Diesen Zustand können sie aber im Regelfall nicht lange aufrecht halten und es ist bloß eine Frage der Zeit bis es zur Eskalation kommt.

Wenn Liebe zum Zwang wird – Sind Liebesbeziehungen mit Borderlinern überhaupt möglich?

Borderline und Lügen das Lügenkonzept als Schutzmechanismus

Natürlich sind Liebesbeziehungen mit Borderlinern möglich. Aber sie brauchen viel mehr Arbeit, Geduld und Verständnis als dies in gesunden Beziehungen der Fall wäre.

Das destruktive und selbstzerstörerische Verhalten von Menschen mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung ist lediglich ein Mittel, um die eigene Störung zu bekämpfen. Selten verletzen Borderliner ihre Partner absichtlich oder aus reiner Bosheit.

Ganz im Gegenteil, Borderliner neigen eher dazu sich selbst körperliche Schmerzen zuzufügen. In den seltensten Fällen, wo sie auch ihren Partnern körperliches Leiden zufügen, hat dies ganz andere Ursachen.

Meistens ist es ihr einziger Weg, um ihr inneres Leiden zu lindern. Meine Freundin erzählte mir von drei Dingen, welche ihr helfen, wenn sie erneut einen ihrer schmerzhaften und lähmenden „Schübe“ hat.

Diese seien eine kalte Dusche, sehr schnell zu rennen oder die Hände ihres Freundes fest zu drücken. Das feste Drücken der Hände ihres Freundes würde sie am schnellsten beruhigen.

Und an diesem plastischen Beispiel sehen wir ganz deutlich wie Schmerz und Erlösung in einer Beziehung mit einem Borderliner miteinander einhergehen.

Meine Freundin, die seit ihrer Kindheit an der Borderline-Persönlichkeitsstörung leidet fügt ihrem Freund körperliche Schmerzen zu, damit ihre psychischen Schmerzen weniger werden.

Ihr Freund ist für sie da, um ein Teil ihres Leidens auf sich zu nehmen und zu kanalisieren. Für ihn ist das feste Drücken, bzw. das schmerzhafte Zerdrücken seiner Hände eine kleine Geste mit großer Wirkung.

Dadurch signalisiert er seiner Freundin, dass er für sie da ist, dass sie sich bei ihm in Sicherheit fühlen kann und dass er sie liebt und versteht. Und genau das brauchen Menschen mit Persönlichkeitsstörung dermaßen, damit sie sich wenigstens für einen Augenblick gesund und „normal“ fühlen können.

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