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Toxische Positivität vs. Optimismus: Wann wird die Grenze überschritten?

Toxische Positivität vs. Optimismus: Wann wird die Grenze überschritten?

Toxische Positivität – wer würde sagen, dass diese zwei Wörter überhaupt in den gleichen Satz passen oder ein Syntagma bilden können? 

Eine positive Einstellung im Leben zu haben, ist eine der Voraussetzungen, um ein glückliches und erfülltes Leben zu führen. Aber alles, womit übertrieben wird, wird bald zum Gift. 

So ist es leider auch mit der Positivität im Leben. Man kann nicht immer und alles durch rosarote Brille ansehen. 

Optimismus ist erwünscht und sehr wichtig im Leben, aber funktioniert nur, wenn man mit beiden Beinen am Boden steht.

Optimismus bringt uns durch unsere schwierigen Situationen im Leben, hilft sie zu überwinden und zu verstehen. Man entdeckt den Grund und lernt auf gewisse Weise, wieso es passiert ist und wie man das Beste daraus machen kann. Es kann sehr schmerzhaft sein, aber danach bringt es Erleichterung und dauerhaftem Frieden. Zudem entwickelt man sich auf einer emotionalen und persönlichen Ebene.

Andersrum überdeckt die toxische Positivität die Wirklichkeit und bietet nur eine Täuschung an. Viele entscheiden sich für die toxische Positivität, weil sie meinen, dass so weniger Schmerz bei dem Gegenüber verursachen wird und der Stress oder die Tugend schneller bearbeitet wird.  Man kommt sofort mit einer Lösung oder Vorschlag und denkt, so wird es gelöscht, als wäre es nie passiert. 

Leider funktioniert es so im Leben nicht und man darf keine Phase überspringen und keine Emotionen auslassen. Wer negative Gefühle unterdrücken möchte, wie z.B. Angst oder Wut, der bekommt sie später mit doppelter Wucht serviert. 

Manchmal sind die Menschen nicht bewusst, dass das, was sie sagen, kein Optimismus, sondern toxische Positivität ist. Deswegen bringen wir dir die häufigsten Sätze und passende Ersetze dafür in diesem Artikel. 

Beispiele für toxische Positivität

Toxische Positivität vs. Optimismus: Wann wird die Grenze überschritten?

1. “Es könnte doch viel schlimmer sein”

Wahrscheinlich haben wir alles schon mindestens ein Mal diesen Satz gehört. Diese “Tröstung” weckt üblicherweise das Gegenteil in einem auf.

Jeder schätzt seine Probleme selbst ein und empfindet den Schmerz auf seine Art und Weise. Das, was dich vielleicht überhaupt nicht berühren würde, kann deine beste Freundin zum tiefsten verletzen. 

Zudem kann man selber nicht auswählen, mit welcher Intensität man etwas fühlen wird, oder es einfach ausschalten. Hier herrscht das Emotionale und nicht das Rationale und leider kann man darauf keinen Einfluss haben. 

Deswegen ist zum Trösten das Verständnis sehr wichtig. 

Mit diesem Satz aber zeigt man gerade das Gegenteil. Es klingt wie eine Unterschätzung der Schmerzen bei anderen. 

Stell dir vor, deine beste Freundin hat sich dir geöffnet und ihren größten Schmerz oder Angst mit dir geteilt und du sagst dazu: Naa, übertreib doch nicht.

Auf die gleiche Art wird “Es gibt Schlimmeres” wahrgenommen. 

Oft endet das Gespräch nach dieser Tröstung und hält jemanden ab, sich je wieder zu öffnen und über seine Gefühle und Ängste zu reden.

Nicht nur, dass dieser Satz keine Tröstung bringt, es schadet direkt der Beziehung, weil es kein Verständnis zeigt und keine Bereitschaft zuzuhören andeutet.

Auch wenn es gut gemeint ist, ist es trotzdem toxische Positivität und kein Optimismus.

An dieser Stelle ist es besser und freundlicher, jemandem nur zuzuhören und ihm die Möglichkeit geben, all seine Emotionen auszulassen. Auch wenn du eine andere Ansicht hast, behalte fürs Erste deine Beurteilung für dich und gebe dem Gegenüber die Chance sich auf diese Art zu entleeren. Danach kannst du selbstverständlich einen Rat geben, oder deine eigene Meinung mitteilen. So wirst du sicher sein, dass es nicht auf die falsche Art verstanden wird.

2. “Ich weiß, wie du dich fühlst”

Die Linie zwischen Optimismus und toxischer Positivität ist in der Tat sehr, sehr dünn. Oft merkt man überhaupt nicht, dass man jemanden nicht mehr verletzt, obwohl es gut gemeint war.

Wenn jemand dir seine Gefühle äußern möchte, zählt er auf deine Aufmerksamkeit. Dabei soll er oder sie im Mittelpunkt stehen und möchte seine 5 Minuten haben.

Aber mit diesem Satz, mit der Mitteilung: Ich weiß, wie du dich fühlst oder: Ich weiß, wie es dir geht, stiehlst du die Show. 

All eyes on you, der Scheinwerfer der Aufmerksamkeit aller strahlt jetzt auf dich und du übernimmst das Wort. 

Zum ersten hatte der Gegenüber keine Möglichkeit sich zu äußern und zum zweiten werden somit seine Gefühle unterdrückt und unterschätzt. Steal the Thunder erfolgreich gemacht. 

Das ist aber nicht der Sinn und war wahrscheinlich nicht die Absicht. 

Gehen wir nochmals zurück zum Anfang, als noch der Gegenüber die Hauptrolle war. Versucht es so einzuhalten, sodass sich der Gegenüber sicher fühlen kann und sich nicht schämt, weil er seine Gefühle äußert. 

Auch wenn du eine gleiche oder ähnliche Erfahrung hattest, kannst du es gern mitteilen, aber besser formulieren.

Wie z. B. Ich verstehe den Schmerz, aber wie hast du dich gestellt? Oder: Das kann ich gut nachvollziehen, mir ist was Ähnliches passiert. Wie kämpfst du damit?

Es gibt nichts Schlimmes in deiner Aussage und es lässt genügend Platz dem Gegenüber, seine Situation zu schildern. Wenn es so formuliert ist, zeigt es auch Ähnlichkeiten zwischen euch und eine gewisse Verbundenheit entsteht. Das Licht ist wieder auf dem Gegenüber hingerichtet. 

Auf diese Art zeigst du Verständnis und mit der Frage äußerst du dein Interesse für jemanden da zu sein. 

3. “Es wird alles gut sein”

Toxische Positivität vs. Optimismus: Wann wird die Grenze überschritten?

Es wird alles gut sein – dieser Satz ist doch in Futur!

Hier siehst du das Hauptmerkmal der toxischen Positivität: schließ die Augen zu, überspring das Entgegensetzen, ignoriere deine Gefühle, bearbeite das Trauma nicht, heil deine Wunden nicht und lehne es ab überhaupt wahrzunehmen.

Nach dem Prinzip: Wenn du es nicht sehen kannst, existiert es nicht.

Wie wenn ein Kleinkind seine kleinen Augen schließt und denkt, alles ist weg.

Statt sich dem Problem entgegenzusetzen, damit es geklärt wird und somit abgeschafft ist, ratet die toxische Positivität den Kopf ins Sand zu stecken. 

Man kann kurzfristig seinen Problemen oder Verantwortung ausweichen, aber dauerhaft ist es keine Lösung, sondern bringt noch mehr Herausforderungen mit sich.

Zudem kling es sehr banal in einem Moment voller Sorgen und Schmerzen. Es gibt keinen Rat oder eine Tröstung und es scheint, als ob man den Gegenüber nur schnell wie möglich abschaffen möchte.

Statt dieser Vorhersage – wobei man nicht sicher sein kann, dass sie sich verwirklichen wird – wäre es besser, noch in der Gegenwart zu bleiben und aus dieser Ansicht etwas festzustellen. Wie z.B. Es tut mir sehr leid, dass dir so etwas passiert ist. Wenn du mich brauchst, bin ich gern für dich da.

Hilfe oder Unterstützung, auch als ein einfaches Gespräch, ist immer erwünscht und bringt einen kleinen Funken der Hoffnung und Freude auch in schwierigen Zeiten.

Zudem ist es für den Leidenden und sein Selbstwertgefühl von äußerster Bedeutung, dass sein Problem oder Schmerz anerkannt wird. Ja, tatsächlich hilft es jemandem, wenn du ihm Recht gibst, dass er ein Problem hat und es nicht erfunden oder einen Elefanten davon gemacht hat. 

4. “Dont worry be happy”

Optimismus ist eine der zwei Einstellungen im Leben, die auf realen Tatsachen basiert sind, aber die Wahrnehmung auf etwas Positives hinrichtet. 

Das bedeutet lang nicht, dass man nur Positives in seinem Leben sehen soll und wortwörtlich jedes Lebensereignis als positiv betrachten soll. 

Wieder mal steckt man den Kopf ins Sand mit solcher Ansicht. Insofern kann eine Aussage, oder wie es die Meisten meinen, ein Rat Don’t worry, be happy oder Good vibes only nur toxische Positivität darstellen und Hilfe in keiner Art geben. 

Wie die meisten Aussagen, kommt es wie ein Schlag ins Gesicht. 

Jeder geht mit Stress auf seine eigene Art um und kann es nicht einfach ausschalten, egal wie banal dir das Problem scheinen kann. 

Zudem ist es absurd, irgendwelche Emotionen zu negieren. Auch Angst und Wut haben ihren Sinn. Viele hat Angst vor einer Gefahr geschützt. Die Wit ist doch eine Art, wie man seine Unzufriedenheit loslassen kann.

Statt Don’t worry, be happy oder etwas in der Art, versuche Verständnis für den Gegenüber zu zeigen, oder wenn es um dich und deine Probleme geht, versuch sie zu verstehen. Es hilft, die Situation rational zu analysieren und alle Faktoren zu berücksichtigen. 

Angst an sich ist eine der wichtigsten Emotionen, aber nur Angst zu haben kann einen nur paralysieren. Nach der Analyse ist es sehr wichtig zu handeln und nicht nur den Besorgnissen im Kopf zu behalten. 

Man kann und soll Angst und Sorgen haben, aber trotzdem sich auf sich oder jemanden verlassen, um sie zu überwinden und wieder Frieden zu finden. 

Nur so kann ein Problem gelöst sein, alles andere ist nur ein kurzfristiger Vorhang, der dich nur aufhalten wird und andere Probleme versammelt.

5. “Du machst dir zu viele Sorgen darüber”

Toxische Positivität vs. Optimismus: Wann wird die Grenze überschritten?

Was eigentlich eine Tröstung und Hilfe sein sollte, klingt eher wie eine Kritik oder Ermahnung. Wie ein Befehl, statt ein Rat zu sein.

Ich persönlich würde mich angegriffen fühlen, wieso ich mir so viele Sorgen mache. Wahrscheinlich würde ich mich dafür auch noch rechtfertigen. Das würde mir nur noch mehr Sorgen bereiten, weil ich mir zu viel Sorgen mache, wobei das scheinbar verboten ist. 

Unterdrückte Emotionen oder Gedanken verschwinden nicht und die kann man nicht einfach wegmachen. Versucht man es, kommen sie in einer anderen Form oder mit stärkerer Intensität zurück. 

Jeder fühlt seine Gefühle mit einer anderen Intensität, aber keiner kann sie umstellen. 

Kommentare auf die Weise, wie jemand mit seinem Stress umgeht, sind in gar keinem Fall von Hilfe und geben das Gefühl, unbedeutend zu sein. 

Falls du schon merkst, dass jemand in seinen Sorgen erstickt und du eine gute Absicht hast, nämlich ihn aufzumuntern, versuch es auf eine leichtere Weise. Wie z. B. Hast du schon darüber nachgedacht, was du jetzt machen kannst? 

Wenn wir etwas verlieren, öffnen sich andere Türen und etwas anderes kommt in unser Leben rein. Du würdest nie zu deinem Traumjob kommen, wärest du vorher nicht gefeuert. Oder die Liebe deines Lebens würdest du nie kennenlernen, hätte dein Ex nicht mit dir Schluss gemacht. 

Viele wissen schon, dass einige Verluste, eigentlich etwas neues, oft besseres vorhersagt und Platz dafür machen, aber trotzdem kann man die Tugend oder Stress nicht ausschalten.

Das Kümmern darüber, die Tugend wegen des Verlustes und die Bearbeitung der Situation sind alles Teile in einem Prozess, der einfach sein muss und keiner überspringen oder beschleunigen kann. 

6. “Denk nicht darüber nach”

Stell dir vor, du erlebst deinen größten Schock in deinem Leben oder versuchst dein größtes Trauma zu bearbeiten. Und wenn du genügend Mut hast, es jemanden zu erzählen, hörst du: Denk einfach nicht darüber nach. 

Leichter gesagt als getan. 

Menschen und menschliche Emotionen funktionieren nicht wie Roboter, die man programmieren und nach Bedarf einstellen kann. Man kann einiges einfach nicht entfernen oder umstellen. 

Es ist in der menschlichen Natur emotional, auf die Lebensereignisse zu reagieren und noch eine gewisse Zeit darüber nachzudenken.

Manchmal wird es zu richtigen Grübeln, mehrere Nächte hintereinander.

Wie uninteressiert und kalt das klingen würde, kannst du dir jetzt sicherlich vorstellen und im Sinn behalten, sodass du lieber nochmals nachdenken wirst, bevor dir dieser Satz über die Lippen kommt.

Falls du schon jemanden von so negativen Gedanken abhalten möchtest, versuch es mit: Gibt es etwas, was dir jetzt guttun würde?

Ohne statt zu fragen, falls es einer deiner guten Freunde ist, kannst du sofort seinen Lieblingskuchen mitbringen oder ein Termin für seinen Lieblingssport reservieren. Auch eine Kleinigkeit kann es verbessern und wenigstens nicht noch schlimmer machen. 

Obwohl es gut gemeint ist, löst die toxische Positivität immer einen negativen Effekt, statt jemandem zu helfen und Unterstützung zu geben. Auch hier kann man merken, dass die Gefühle und das Gespräch über die Gefühle abgelehnt werden.

Die Sorgen und Angst sollen nur zur Seite geschoben sein, ohne sich damit auseinanderzusetzen. Zudem wird der Gegenüber als ein Weichei betrachtet, weil er sich Sorgen über etwas macht. Das kann mehr als das wahre Problem jemanden verletzen und zu weiteren Besorgnis führen.

7. “Sieh es einfach positiv”

Toxische Positivität vs. Optimismus: Wann wird die Grenze überschritten?

In diesem Satz hat sich die toxische Positivität gut verkleidet und stellt sich als Optimismus dar, obwohl sie das komplette Gegenteil ist.

Es ist richtig, dass wir alle auf eine gewisse Art und Weise auf die Ereignisse in unserem Leben einen bestimmten Einfluss haben. Vor allem mit unseren Reaktionen. 

Tatsächlich hat man sein Schicksal in der Hand, wenn man mit seinem Arbeitgeber unzufrieden ist und dann entscheiden kann, ob man sich das gefallen lässt oder ob man einen anderen Job suchen will. 

Aber wenn dir jemand sagen würde: Sieh dir die Situation positiv, während dich dein Vorgesetzter ständig unter Druck setzt, würdest du es wahrscheinlich nicht als etwas Positives annehmen.

Man kann hier nicht die rosarote Brille setzen und sich so verhalten, als ob kein Mobbing passiert. 

Tatsächlich kann es als Folge einen besseren Job haben, aber das muss nicht sein. Jedenfalls ist es in dieser Situation noch nicht deutlich und kann nicht im Voraus gewusst sein.

Deswegen ist es besser diesen Satz zu vermeiden und lieber sich der Sache zu halten. Man kann immer jemanden daran erinnern, dass auf ihn noch viele gute Sachen warten und was für ihn bestimmt ist, ihm nicht ausweichen wird. 

Wieder mal schlägt die toxische Positivität vor, die Emotionen, die man einfach empfinden muss, zu übersehen und ihnen keine Aufmerksamkeit zu geben.

Aber die Emotionen lieben Aufmerksamkeit und zum Glück brauchen sie die nur in einer geringen Menge.

8. “Du wirst es sicherlich noch schaffen / Du kannst das” 

Einige Sachen passieren oder gehen schief im Leben und so ist es richtig. Die Einstellung, man kann alles schaffen, was man will oder alles im Leben erreichen, wenn man sich darauf und nur darauf konzentriert, ist utopisch. 

Nicht alles, was wir uns vorstellen oder als Ziel gesetzt haben, ist eigentlich gut für uns oder war für uns bestimmt.

Leider gibt es Dinge, die man einfach loslassen muss und trotzdem gewinnt man auch damit etwas. Genau das war der Sinn der Sache. 

Wenn einer der Ziele nicht erreicht ist, lern man die Situation zu akzeptieren und sich auf etwas anderes vorzubereiten.

Es ist klar, dass niemand seine Ziele und Träume aufgeben möchte oder sollte und das sagt auch der Optimismus nicht. Der Optimismus ist ein Befürworter für hält dich an deiner Idee fest, aber lass die Situation los.

Wie schon erwähnt, hättest du deinen Ex nicht vergessen, würdest du deinen neuen Freund nie kennenlernen und die Traumbeziehung und alle Herrlichkeiten der Liebe spüren. Du hast nie deinen Wunsch, eine wunderbare Liebesbeziehung vergessen, aber das Mittel musstest du ändern, um sie zu erreichen.

Die toxische Positivität bleibt in einer Stelle. Die macht keine Fortschritte. Für die toxische Positivität heißt es: Melde dich seinem Ex. Er kann dich nicht verlassen. Ihr seid ein Traumpaar. Du und er für immer und ewig.

Warte mal? Auch wenn er dich nicht mehr liebt oder du keine Leidenschaft mehr fühlst und schon offensichtlich ist, dass es nicht mehr funktioniert? 

Wenn du schon jemanden aufmuntern möchtest, dann ist es besser ihn an seine Werte zu erinnern. 

Jeder mag Komplimente und in schwierigen Zeiten sind sie eine wahre Unterstützung. 

Falls du sie aber abschaffen möchtest, dann schalten sich alle Alarme ein und die Emotionen schlagen zu. 

9. “Anderen Menschen geht es viel schlimmer als dir”

Toxische Positivität vs. Optimismus: Wann wird die Grenze überschritten?

Wir gehen davon aus, dass jeder, wenn er sowas sagt, eine gute Absicht hat. Man möchte dem Gegenüber sagen, dass er Glück gehabt hat und dass er sicherlich fähig ist, sich dem Problem entgegenzusetzen. 

Dann würde es besser sein, so seine Meinung zu formulieren und zu äußern, statt mit einem: Andere Menschen haben es viel schlimmer direkt ins Gesicht zu schlagen. 

Es ist weder ein Rat noch eine Tröstung. Man kann es wirklich nur als einen unnötigen Kommentar verstehen. Als würde dir jemand vor dem Essen sagen: Na ja, weißt du, es gibt Kinder in Afrika, die vor Hunger sterben.

Du alleine hast es nicht verursacht, du kannst es nicht stoppen und auch wenn du auf dein Mittagessen verzichtest, bleibt die Situation unverändert. Außer, dass auch du jetzt hungrig bleibst. 

Empfinde keinen Schmerz oder weine nicht darüber, weil einige andere Probleme haben, kann genauso viel verändern. Nämlich nichts und produziert noch eine Person mit unbearbeiteten Emotionen und Trauma.

Keiner meint es übel und wiegt nicht seine Worte, bevor man es ausspricht, nicht. Erst danach wird man sich bewusst, wie es für den Leidenden klingelt. 

Es klingt wie ein: Das ist kein Problem, sondern du bist zu schwach, um mit der Situation klarzukommen.

Man kann auch die objektive Ansicht mitteilen, sodass es wirklich hilfreich ist, ohne einen direkten Vergleich zu machen. Wie z.B.: Ich verstehe, worüber du dir Sorgen machst, das passiert manchmal. Viele haben es überstanden, so wirst auch du.

So zeigt man sein Verständnis, das Problem ist anerkannt und der Leidende fühlt sich verstanden und kann seine Lage auch auf einer anderen Perspektive sehen, ohne verletzt zu sein. 

Jeder dieser und ähnlichen Sätze sind im Grunde gut gemeint und man möchte damit seine Besorgnis um andere ausdrucken.

Leider stellt sich die toxische Positivität wie eine Falle davor und verursacht deswegen den Kontra-Effekt. 

Zudem ist auch der Zeitpunkt, wenn man es sagt, auch sehr wichtig. Es kann nicht gleich sein, jemandem nach einiger Zeit, wenn man sich schon gewohnt hat, zu sagen: Alles passiert mit deinem bestimmten Grund und mitten in der schwierigsten Zeit. 

Wenn man in die Falle der toxischen Positivität reinfällt, übernimmt man die negative Rolle, ohne es so gemeint oder gewollt zu haben. 

Nichts, was du sagst oder machst, wird dann als Besorgnis oder Tröstung wahrgenommen und führt dazu, dass sich diese Person dir – oder überhaupt jemanden – je wieder öffnet.

Am allerwichtigsten: es kann auch eure Beziehung negativ beeinflussen, da sich die andere Person danach noch schlimmer fühlt.

Oft zieht sich der Gegenüber dann in sich.

Da der Unterschied zwischen toxischer Positivität und Optimismus manchmal kaum zu sehen ist, denk, worauf deine Worte eigentlich zielen. Ist es die Gegenwart oder Zukunft? Gibst du einen Kommentar auf die Situation oder die Person, mit der du redest?

Jemanden an seine positiven Eigenschaften zu erinnern und ihm Mut zu geben, ist immer eine gute Lösung und trifft zu. Das ist genau das, was alle in schwierigen Momenten brauchen. 

Wie auch immer ist es deswegen am wichtigsten, zuerst kurz darüber nachzudenken und erst dann seine Meinung zu äußern, damit es richtig formuliert wird und der wahre Sinn nicht verloren wird.