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Ein “schlechter Tag”, wenn man mit Depressionen kämpft, sieht so aus

Ein “schlechter Tag”, wenn man mit Depressionen kämpft, sieht so aus

Wenn man mit Depression oder einer depressiven Phase im Leben kämpft, ist alles, einfach alles, 10 Mal schwieriger zu ertragen. Es gibt keine logische Erklärung und häng von einer zu anderen Person ab. Was für einen nicht so viel Mühe verlangt, ist für den anderen ein Unterfangen. 

Da die Depression üblich jeden Willen aus einem aussaugt, ist es kein Wunder, dass es so ist. Sie ist in der Lage, einen so stark zu erschöpfen, dass man kaum aus dem Bett aufstehen kann, sich die Zähne putzen kann oder Lust zum Duschen hat.

Ein konkreter Grund für Depression ist noch nicht entdeckt, aber es ist bekannt, dass mehrere Faktoren Einfluss haben.

Dazu zählen Verhalten anderer Menschen gegenüber einem, sein Verhalten gegenüber seine Mitmenschen und sich selbst.

Wenn etwas in einem von dieser drei Bereiche schiefgeht, merkt man es bald. Oft reagiert keiner sofort und auf das erste Warnzeichen, was zu katastrophalen Folgen führt.

Wenn du merkst, dass keiner für dich Zeit hat, oder Verständnis für die Dinge, die dich momentan quälen, fühlst du dich wie aus dieser Freundschaft ausgeschlossen und vernachlässigt.

Ein "schlechter Tag", wenn man mit Depressionen kämpft, sieht so aus

Das weiß ich sehr wohl, weil mir das Gleiche sehr oft passierte. Wenn keiner für mich Zeit hat, bestehe ich nicht daran. Wer mich ein Mal abgelehnt hat, den rufe ich nicht so schnell wieder an, manchmal nie wieder.

Deswegen machte ich mir dann noch mehr Gedanken und habe zweimal so viel zum Grübeln. Erstens über das, was mich eigentlich erschöpft hat und meinen Alltag verdorben hat, und zweitens, weil ich keinen habe, mit wem ich darüber sprechen könnte. 

Dabei habe ich bemerkt, dass mir das Zweite mehr Schmerz und Denken macht, als der eigentliche Reiz. Die Ursache sieht dann so winzig klein aus, dass ich sie üblich vergesse und mich nur damit beschäftige, wieso mir keiner zuhören möchte? 

Sind meine Probleme, keine Probleme und mache ich etwas einen Elefanten daraus? Oder bin ich keinem wichtig, damit meine Freunde oder irgendwelche Person mit mir darüber reden würde? Vielleicht bilde ich mir das alles nur ein.

Dieser Satz, dieser negative Gedanke, ist das, was mich wie ein Ziegel auf den Kopf treffen kann. 

Vielleicht bilde ich mir es ein, ich bin also in meine eigenen Gefühle und Gedanken nicht sicher. Ich empfinde etwas, aber zweifle trotzdem daran, wieso tue ich mir das an?

Wenn ich Hunger habe, wisse ich es und muss mir darüber keine Gedanken machen, um zu einer Entscheidung zu kommen, ob ich wirklich Hunger habe, oder nicht, soll ich etwas essen, oder geht das Gefühl von sich selbst weg.

Mir fällt nie ein, das Bedürfnis nach Ernährung abzulehnen und zu ignorieren. Dafür bin ich bereit, ich weiß, dass es periodisch auftreten wird und ich befriedige das Bedürfnis. Es wird also alles automatisch erledigt, mit einer schon gelernten Reihenfolge. 

Wenn es aber zu einem anderen Bedürfnis kommt, wie z. B., wenn ich ein Gespräch mit jemandem über meinen Ex, oder jetzigen Liebeskummer geht und ich das in der ersten Person, die ich frage, nicht finde, lehne ich die Befriedigung bei Seite.

Als ob, wenn mir der erste Biss nicht gefallen würde und ich deswegen überhaupt nicht essen würde diesen Tag, statt mir etwas anderes, nach meiner Wahl vorzubereiten.

Das mache ich leider zu oft, bis ich es nicht mehr kann und so erschöpft und ohne Energie bin, dass ich kaum mein Leben normal führen kann. Unterernährung bringt körperliche und Depression geistliche Schwäche. Da sie das Wesentliche betrifft, hat sie Auswirkungen auch auf den ganzen Körper.  

So sieht ein schlechter Tag aus, wobei alle schlecht sind und es nie nur ein Tag ist. Ich nehme an, dass du oft in der gleichen Situation warst und genau weißt worüber rede ich jetzt. 

Das Erste, was ich dir sofort Bescheid geben möchte, ist ein ehrliches, lautes und direktes DAS PASSIERT UNS ALLEN. 

Du bist darin nicht allein. Du bist mit Sicherheit nicht die Einzige, die sich kümmert, ob sich jemand um sie kümmert und wieso hat sie das Gefühl, dass es keiner macht. Und auch wenn du nicht die Einzige bist, IST ES TROTZDEM SEHR WICHTIG. 

Man kann es nicht nur hinter den Rücken werfen, weil es auch anderen passiert und es damit aus der Welt schaffen.

Die, die dir solche Ratschläge geben, oder dich so aufmuntern möchten, sie essen etwas, wenn sie Hunger haben, statt sich zu sagen: Ah, ich bin nicht die einzige, die Hunger hat. Andere haben auf Hunger und Jammer deswegen nicht. 

Ein "schlechter Tag", wenn man mit Depressionen kämpft, sieht so aus

Auch wenn Menschen nicht direkt gemein sein möchten, machen sie genau diesen Eindruck damit. Keiner möchte Mitleid, aber ein Gespräch voller Unterstützung, kann einem sehr gut kommen.

Ich bin mir bewusst, dass keiner von meinen Freunden ein Psychotherapeut ist, aber jemand, der mir zuhören möchte, kann jeder von ihnen sein.

Seinen wir mal ehrlich, manchmal ist ein Gespräch und eine Person, die zuhören kann, ein echter Wind ins Rücken und alles, was man braucht, um sich wieder besser zu fühlen. 

Jetzt kommt noch ein Schlag, noch ein Ziegel, die mich wieder direkt trifft. An diesem steht: ANDERE MENSCHEN HABEN AUCH GEFÜHLE! WANN HAST DU DICH UM JEMANDEN GEKÜMMERT, DU MIESES, EGOISTISCHES STÜCK?

Yap, gerade diese Fragen stelle ich mir danach. Das ist ein unverzichtbarer Teil an einem schwierigen Tag: Selbstbeschuldigung. 

Als wäre all das nicht genug, jetzt gebe ich mir noch die Schuld, wieso ich mich so fühle, wieso brauche ich Aufmerksamkeit und ob ich anderen genügend Aufmerksamkeit gebe?

Da es ein schlechter Tag ist, bedeutet es nicht, dass er nicht zum noch schlechteren werden kann, deswegen komme ich immer zu einer negativen Antwort. Das bringt mit noch mehr Grübeln und nimmt alles, was in mir noch geblieben ist.

Ich bin mir sicher, dass du schon weißt, worüber spreche ich und wie sich das anfühlt. Ich kann nicht anders, als auch an andere zu denken, vor allem, wenn ich selbst diesen Schmerz empfunden habe.

Dann denke ich darüber nach, wie sich andere um mich, damit auseinandersetzen, wenn ich nie irgendetwas bemerkt habe oder auf sie zugekommen bin. 

Dann erinnere ich mich an einige Situationen, in welchen wir füreinander da waren. FÜREINANDER. Also sie für mich und ich für andere auch. 

Mein Aha-Moment ist endlich da! Und es trifft nicht wie ein Ziegel, sondern streicht weich und zart an dieser Stelle. 

Das ist schon etwas zum Essen. Etwas, was mir Energie und Heilung geben wird. Es muntert mich zuerst auf und lässt mich wissen, dass ich dennoch nicht so schlecht bin und dass ich einiges meinem Mitmenschen bedeute, aber leider habe ich das alles vergessen. 

Ich habe vergessen, wie viele Male ich Unterstützung bekommen habe, überrascht und fröhlich war, weil jemand an mich dachte.

Und das Gleiche habe ich auch gemacht. Ich habe auch unzählige Male einem meiner Freunde Freude gemacht und war für sie da. Und was ich noch vergessen habe, ist, selbst für sich dar zu sein.

Diese Erkenntnis bringt mich zu der Nächsten: wir alle sind Menschen aus Fleisch und Blut. Alle, inklusive mich.

Jetzt verstehe ich, dass ich gerade das manchmal vergesse und deswegen zu viel von mir selbst erwarte. Das machen auch meine Freunde und gelangen in die gleiche Situation.

So landen wir in etwas, was man wie Zweisamkeit betrachten kann: Wie sind ständig im Kontakt, aber keiner weiß genau, was der andere durchmacht.

Ziemlich verwirrend und berührend zu gleicher Zeit. Verwirrend, weil man seine Probleme, mit seinen Freunden nicht teilen kann, aber berührend, weil man sie damit nicht quälen möchte. 

Viele, unter welchen auch ich und ich vermute, du auch, meinen, dass sie ihre Freunde mit ihrem Kram belästigen oder langweilen und ziehen sich deswegen zurück. Unter dem Motto: Das kann ich selbst. 

Im Endeffekt ist es auch so, nur wenn ich mich zurückziehe, komme ich zu diesen Erkenntnissen und kann mich dadurch aufmuntern. 

Tatsächlich ist der schlimmste Tag notwendig und nützlich, denn er bringt mich wieder zu mir. Denn von diesem Tag an, fange ich an etwas zu essen und an der Kraft zu bekommen. Egal, wie erschöpft war ich, kriege ich es irgendwie hin, mich auf die Beine zu stellen. 

Ein "schlechter Tag", wenn man mit Depressionen kämpft, sieht so aus

Dann merke ich, dass vielleicht alles nicht so schlimm war, wie es ausgesehen hat. Ich bin kein schlechter Mensch, meine Freunde sind da für mich und werden es wieder sein, wenn ich um Hilfe bitte, ich bin auch ein guter Freund für sie und sie haben mich trotzdem lieb.

Mein Leben ist also kein schwarzes Loch, wie ich es gedacht habe. Das war nur eine Fata Morgana verursacht durch die Erschöpfung. 

Dann kommt noch ein Aha-Moment: Ich sollte mich nicht erschöpfen. Ich muss wirklich daran arbeiten, dass ich rechtzeitig und regelmäßig meine Bedürfnisse befriedige, egal auf welcher Ebene. Mentale Bedürfnisse sind gleich wichtig, wenn auch nicht wichtiger als körperliche.

Und weil es meine Bedürfnisse sind, bedeutet es nicht, dass ich sie vernachlässigen soll. Ich würde mich um meine beste Freundin sehr gut kümmern, dann soll ich es für dich selbst auf machen.

So, da ich noch einen sehr schlechten Tag überlebt habe, gratuliere ich mir selbst und drück dir die Daumen. Du kannst es, aber du hast es wahrscheinlich nur vergessen. 

Deswegen vergiss nicht, dass man durch die Ernährung gesund bleibt und zu Ernährung nicht nur Essen zählt.