Ängstlich vermeidende Persönlichkeitsstörung wird oft mit dem sensiblen Persönlichkeitsstil verwechselt. Viele halten, dass hochsensible Menschen auch eine ängstlich vermeidende Persönlichkeitsstörung haben. Es kann Hand in Hand gehen, muss aber nicht sein.
Wenn jemand zurückhaltend ist und seine Zeit lieber alleine oder im ganz engen Kreis seiner Mitmenschen verbringen möchte, bedeutet es nicht unbedingt, dass es ein Anzeichen der ängstlich vermeidenden Persönlichkeitsstörung ist.
Nicht alle introvertierten Personen haben eine psychische oder Verhaltensstörung. Es gibt einfach Menschen, die ganz gut mit ihren Gedanken klarkommen können und ihre Zeit sinnvoll und ausgefüllt ausnutzen, auch wenn sie alleine sind. Oder besser gesagt, gerade dann, wenn sie alleine sind.
Was ist dann die ängstlich vermeidende Persönlichkeitsstörung und was sind die Ähnlichkeiten und Unterschiede im Vergleich mit hochsensiblen und introvertierten Menschen, erkläre ich dir gern in diesem Artikel.
Was ist die ängstlich vermeidende Persönlichkeitsstörung?
Die Ängstlich vermeidende Persönlichkeitsstörung ist in der Tat eine psychologische Störung, die durch starke Besorgtheit, ständige Anspannung, intensive Unsicherheit und dem Gefühl der Minderwertigkeit gekennzeichnet ist.
Oder mit einfachen Worten erklärt: Eine Person, die die Ängstlich vermeidende Persönlichkeitsstörung entwickelt hat, hat ein geringes oder kein Selbstwertgefühl, hat Angst einen Fehler zu machen und versucht sind immer durch die Augen des anderen zu sehen und zu beurteilen.
Selbstkritik ist ein Grundelement in unserem Leben und Charakter und hat seine Wichtigkeit, aber übertriebene Selbstkritik kann dir nichts Gutes bringen. Selbstkritisch muss man sein, weil man so richtige Entscheidungen trifft und zu ändern Menschen fair ist. Zum Problem kommt es, wenn man dadurch auf sich selbst keine Acht gibt und zu sich fair sein vergisst.
Man vernachlässigt seine Persönlichkeit und entwickelt sich auf dieser Ebene nicht mehr, während sich alles andere um einen ändert. Deswegen scheint es, als ob du im Platz stehst und du in der neuen Situation nicht zurechtkommst.
Und immer, wenn man in einer neuen Situation, die für einen noch ungewiss ist, reagiert unser Körper mit Angst, die oft einen paralysieren und noch tiefer nach unten ziehen. Deswegen ist die ängstlich vermeidende Persönlichkeitsstörung auch als selbstunsichere Persönlichkeitsstörung bekannt.
Die häufigsten Symptome der ängstlich vermeidenden Persönlichkeitsstörung
Die ängstlich vermeidende Persönlichkeitsstörung manifestiert sich erstens durch die starke Selbstkritik, die dann zu anderen negative Gedanken über sich selbst führt. So wird zuerst das Selbstwertgefühl zerstört, was eigentlich der Grundstein für das Selbstbewusstsein ist.
Wenn man schon erwachsen ist, wird man selbst zu der Person, an welche man am meisten, oder meisten die einzige Person, auf wen man zählen kann. Du selbst bist jetzt die Person, die dich schütz, für dich da ist, die dir den Wind in den Rücken gibt, einen guten Rat oder Vorschlag für dich hat oder dir hilft, eine gute Entscheidung zu treffen.
Diese Person kannst du erst dann sein, wenn du dich auf deiner emotionalen Ebene entwickelt hast und dein Selbstbewusstsein aufgebaut hast, damit du Vertrauen in dich und alles was du sagst hast.
Fall das ausgelassen wird und man sich dann auf gar keinen verlassen kann, wird hat man bald wie ein kleines Kind Angst vor dem Leben haben und das zeigt sich durch folgende Merkmale der ängstlich vermeidender Persönlichkeitsstörung.
1. Besorgtheit und Anxiety: Was falls…?
In ungewissen Situationen oder vor einigen stressigen Erfahrungen, fallen allen einige negative Gedanken ein. Das ist eigentlich normal und erwünscht, weil uns unser Gehirn auf diese Art auf das möglichst schlimmste vorbereitet und uns so verschiedene Lösungen einfallen. Intrusive Gedanken sind auch nicht ausgeschlossen oder ein Fremdwort.
Es wird zum Problem, wenn man in alltäglichen Situationen in sich selbst zweifelt und keinen Mut dafür hat. Angst zu haben oder nervös zu sein, wenn du seine Eltern kennenlernst, ist schon zu erwarten und davon haben viele Angst oder beschreiben es als eins der stressigsten Situationen im Leben.
Aber wenn du die gleiche Angst hast, eine Pizza zu bestellen oder eine Frage im Unterricht zu stellen, kann das ein Anzeichen für ängstlich vermeidende Persönlichkeitsstörung sein und zu anderen Anzeichen führen.
2. Angst vor negativer Beurteilung und Fehler
Die ängstlich vermeidende Persönlichkeitsstörung lässt einen nicht in Ruhe. Sie schaltet alle Sensoren ein und empfängt alle Signale und jeden Reiz, und zwar oft intensiver, als andere Menschen. Aus jeder Kleinigkeit und alltäglicher Situation wird ein Elefant davon gemacht. Fehler sind hier nicht willkommen, geschweige zugelassen.
Das Problem mit Perfektionismus ist, dass es immer besser sein kann und dieses Niveau nie erreicht wird. Und wer sein Selbstbewusstsein nicht entwickelt hat und seine eigene Meinung nicht hat, der betrachtet dann jede Situation aus der Sicht einer anderen Person.
Aber hier ist der Hacken: Diese Beurteilung ist eine Vorstellung davon, was die andere Person meint oder meinen würde. Keiner kann mit Sicherheit wissen, was jemand denkt und fühlt, oder seine Meinung zu 100 Prozent einschätzen. So setzt man sich selbst in einen Teufelskreis und versucht andere mehr als sich selbst zu befriedigen. Eigene Bedürfnisse sind deswegen oft vernachlässigt oder auch ausgesetzt, was dann wieder ein Schlag direkt ins Selbstbewusstsein ist.
3. Zurückhaltende Persönlichkeit und Minderwertigkeitsgefühl
All das führt dann zum dritten Merkmal, und zwar Minderwertigkeitsgefühl, was einen dazu bringt, sich zurückzuziehen und soziale Kontakte oder Interaktionen zu vermeiden. Hier kann man sich leicht irren und ängstlich vermeidende Persönlichkeitsstörung mit introvertierten Personen verwechseln, aber darüber etwas später.
Wegen ängstlich vermeidender Persönlichkeitsstörung halten sich Menschen zurück, weil sie davon Angst haben, negativ beurteilt oder abgelehnt zu sein. Ablehnung ist für sie das allerschlimmste, was ihnen passieren kann. So schlimm und fürchterlich, dass sie lieber sozialen Kontakt, intime und tiefe Verbundenheit und enge zwischenmenschliche Beziehungen vermeiden, als zu riskieren, abgelehnt zu sein.
Das Widersprüchliche hier: Sie selbst haben sich abgelehnt, akzeptieren und schätzen sich, so wie sie sind nicht und versuchen sich ständig zu ändern, damit sie andere dann akzeptieren können.
4. Ständige Suche nach seinen Platz und Zugehörigkeit
Durch die Selbstablehnung und Minderwertsgefühlt ist es sehr schwer zu wissen, wer man eigentlich ist und wer man sein möchte. Das hält dich davon ab, dich selbst und dein wahres Ich zu erkennen und kennenzulernen.
Statt erst mit sich selbst klarzukommen und sich und sein Selbstbewusstsein aufzubauen und erst dann einen passenden Ort unter diesem Himmel für sich zu finden, neigen Menschen mit oder wegen ängstlich vermeidender Persönlichkeitsstörung zuerst, sich das gewünschte Umfeld auszusuchen und versuchen sich dann dazu passend zu machen.
Wenn das nicht gelingt, dann meint man, dass etwas mit ihm falsch ist und msn sich ändern soll. Es erweckt einen starken Gefühl der Ablehnung und wenn man dort nicht gehört, meint man, man würde allein auf der Welt sein. So kommt man in das selbstzerstörende Modus und erträgt die Folgen eigener Maßnahmen.
Ängstlich vermeidende Persönlichkeitsstörung und introvertierte Personen
Wie schon gesagt, das ist ein besonderes Thema und ist deswegen bei Seite gelegt. Ja, tatsächlich meinen viele, dass introvertierte Personen die ängstlich vermeidende Persönlichkeitsstörung haben.
Der Hauptunterschied liegt darin, dass introvertierte Personen selbst wählen, sich von größerem Mengen zurückzuhalten und ihre Zeit allein genießen. Sie rennen nicht davon, sie vermeiden keine sozialen Ereignisse oder andere Menschen, sondern sind mit ihrem engen Kreis der Freunde zufrieden.
Sie wählen für sich ihre Lieblingssachen aus und beschäftigen sich nur mit ihnen. Alles was sie machen hat für sie Sinn und sie machen nur das, was für sie Sinn macht. Introvertierte Personen wissen genau was und wen möchten sie und nehmen nichts anderes an.
Andersrum haben Personen mit der ängstlich vermeidenden Persönlichkeitsstörung Schwierigkeiten überhaupt zu wissen, was sie möchten oder lieben. Sie machen etwas oft, weil es auch andere machen, besuchen Veranstaltungen, die momentan Trend sind, ohne dass sie es wirklich ausfüllen kann.
Im Vergleich zu introvertierten Personen, fühlen sie sich häufiger erschöpft und leer nach sozialen Kontakten. Das kommt nicht davon, weil sie unbedingt introvertiert sind, was sie auch sein können, sondern weil ihre Energie, Bedürfnisse und Vorstellungen nicht erfüllt sind.
Ängstlich vermeidende Persönlichkeitsstörung und hochsensible Menschen
Hochsensible Menschen neigen dazu jeden Reiz intensiv aufzunehmen und können Kritik sehr schwer ertragen, was sehr oft zu der ängstlich vermeidender Persönlichkeitsstörung führen kann. Zu viel Aufmerksamkeit und Bedeutung schenkt man anderen Menschen und Sachen, die andere sagen.
Hochsensible Menschen können durch verschiedene Arten ihr Benehmen und Denkweise unter Kontrolle setzten und mit der Zeit auch andern, somit haben Menschen mit Hochsensibilität gleiche Merkmale, aber in einer abgeschwächten Form, als bei Menschen mit ängstlich vermeidender Persönlichkeitsstörung.
Was ist die Lösung für Ängstlich vermeidende Persönlichkeitsstörung?
Wie bei jeder Persönlichkeitsstörung ist das Entgegensetzten der Opferrrolle das Wichtigste. Es muss immer mit der Akzeptanz anfangen, damit alles andere Erfolg hat. Selbsthilfe und Selbstakzeptanz ist immer im Mittelpunkt, aber bei einigen ist auch eine Therapie erwünscht.
Obwohl jeder für sich selbst weiß, was für ihm gut ist, sind wir keine Experten im Bereich Psychologie. Deswegen ist ein Gespräch mit einem Therapeuten immer willkommen, vor allem am Anfang. Sie geben dann richtige Anweisungen, wie man sich gegenübersetzten kann und wie man sein Selbstbewusstsein richtig stärkt.
Die Therapie basiert oft an der Verhaltenstherapie, durch welche die betroffene Person in Zusammenarbeit mit dem Therapeuten sein Selbstwertgefühl stärkt, sich selbst entdeckt und akzeptiert so wie er ist.
Obwohl es die beste Möglichkeit ist, durch welche auch andere Probleme und Schwierigkeiten entdeckt und bearbeitet werden, vermeiden viele den Besuch, wahrscheinlich weil eine Therapie immer noch ein Taboo ist.