Als mein Freund und ich uns trennten, fühlte es sich an, als wäre mein gesamtes Leben in sich zusammengebrochen. Nichts war mehr, wie es einmal war. Die Welt, wie ich sie kannte, hatte ihre Farbe verloren – denn er war nicht mehr Teil davon. Es war ein Schmerz, der tief ging, ein Verlust, der sich anfühlte, als hätte man mir einen Teil meiner selbst genommen.
Nächte vergingen in Gedanken an ihn. Wo war er jetzt? Hatte er eine andere Frau gefunden, die vielleicht an seiner Seite lag, während ich allein mit meiner Sehnsucht kämpfte? Der Gedanke daran war kaum zu ertragen. Immer wieder kreisten meine Gedanken um all das, was ich vielleicht falsch gemacht hatte. Ich suchte nach Antworten, wo es keine gab.
Doch trotz des Schmerzes konnte ich mich nie dazu durchringen, die Erinnerungen an ihn loszulassen. Jedes Geschenk, jeder Zettel, jeder kleine Gegenstand aus unserer Zeit liegt noch immer an einem sicheren Ort in meinem Zimmer. Sein Pullover riecht noch nach ihm, und ich schlafe bis heute in dem T-Shirt, das er einst bei mir vergessen hat. Selbst nach all den Jahren fühlt sich seine Abwesenheit nicht endgültig an.

Ich versuchte weiterzumachen. Ich datete andere Männer, ging an Orte, die wir „unsere“ nannten. Aber nichts fühlte sich richtig an. Es war, als würde ich mich selbst belügen. Keine Umarmung war wie seine, kein Gespräch so tief, kein Lachen so aufrichtig. Ich wusste, dass keiner mir das geben konnte, was er mir einst gegeben hatte – also blieb es meist beim ersten Date.
Und obwohl die Zeit verging und die Welt sich weiterdrehte, blieb er für mich da – in Gedanken, in Liedern, in Gerüchen, sogar in bestimmten Gerichten oder Weinen. Alles erinnerte mich an ihn. Die Stadt war voller Spuren, die niemand sonst sehen konnte – außer mir.
Mit der Zeit hörten die Menschen auf, über ihn zu sprechen. Es war, als wäre er nie da gewesen. Aber für mich war er immer noch da – jeden einzelnen Tag. Besonders schwer waren Feiertage oder unsere Geburtstage. Das waren Momente, in denen seine Abwesenheit besonders laut schmerzte. Kein „Alles Gute, mein Schatz“. Kein Lächeln. Nur eine Lücke, die niemand füllen konnte.
An seinem Geburtstag fragte ich mich, mit wem er wohl feierte. Dachte er an mich? Bewahrte er vielleicht noch die Geschenke auf, die ich ihm gemacht hatte? Ich musste mich beherrschen, ihm nicht zu schreiben, ihn nicht anzurufen – aus Angst, zu erfahren, dass er mich vergessen hatte.
Irgendwann waren auch die letzten digitalen Spuren gelöscht. Keine gemeinsamen Fotos mehr, keine Erinnerungen auf sozialen Netzwerken. Es war, als hätte jemand einen Teil meines Lebens ausradiert. Doch mein Herz – das konnte man nicht so einfach zurücksetzen.

Und dann hörte ich eines Tages ein Zitat:
„Was bestimmt ist, wird immer seinen Weg finden.“
Und ich hielt daran fest. Trotz allem. Trotz der Zweifel. Trotz der Meinung anderer, die meinten, ich solle endlich loslassen.
Ich konnte nicht loslassen. Ich wollte es auch gar nicht. Ich stellte mir oft vor, wie er wieder neben mir ging, meine Hand hielt, lachte. Und manchmal fühlte es sich so echt an, dass ich glauben konnte, er sei wirklich da. Meine Sehnsucht war zu groß, meine Liebe zu tief, um sie einfach zu vergessen.
Und dann, eines Tages, stand er tatsächlich wieder vor mir.
Es war surreal. Mein größter Wunsch hatte sich erfüllt. Das Schicksal hatte ihn zurückgebracht. Ich war überfordert mit Gefühlen: Freude, Angst, Hoffnung, Zweifel. Doch wir ließen es langsam angehen. Keine Eile. Kein Druck. Und mit jedem Tag wurde es vertrauter – bis wir wieder wir waren. Noch stärker. Noch ehrlicher.
Natürlich kamen Zweifel. Waren wir bereit, diesen Schritt zu gehen? War es die richtige Entscheidung nach all dem Schmerz? Meine Freunde rieten mir ab. Doch ihre Meinung zählte nicht. Es zählte nur er – und mein Gefühl.

Er war nicht mehr genau derselbe Mann wie damals – er war reifer. Und dennoch war da immer noch der Mensch, den ich so sehr geliebt hatte. Der Mensch, der mir gezeigt hatte, was wahre Liebe ist. Der mich geprägt hatte. Und es gab keine Welt mehr, in der ich ihn noch einmal gehen lassen wollte.
Wir sprachen viel über das, was war. Wir lernten, ehrlich miteinander zu sein, über unsere Ängste, unsere Träume, unsere Wunden. Diese Gespräche schufen ein neues Fundament. Nicht nur das alte wieder aufzubauen, sondern etwas ganz Neues zu erschaffen – auf Basis unserer Erfahrungen und unseres Wachstums.
Manchmal blickten wir gemeinsam zurück auf die Zeit ohneeinander. Sie war nicht umsonst. Wir haben beide gelernt, wer wir sind, was wir brauchen, und dass Liebe mehr ist als romantische Momente. Liebe bedeutet, jemanden trotz allem zu wählen. Immer wieder.
Ich bin heute glücklich. Nicht, weil alles perfekt ist, sondern weil ich weiß, dass ich an der Seite des Menschen bin, der mich ganz sieht. Der mein Herz kennt. Der mich losgelassen hat – und mich wiedergefunden hat.
Denn ja, es war das Schicksal. Es hat seine eigene Zeit, seine eigenen Wege. Aber es irrt sich nicht. Und wenn zwei Menschen wirklich füreinander bestimmt sind, dann wird das Leben sie irgendwann wieder zueinander führen – egal, wie weit es sie trennt.