Du hast es dir so oft vorgenommen: Dieses Mal wirst du nicht schreiben. Du wirst ihm nicht nachlaufen, nicht ständig prüfen, ob er deine Nachricht gelesen hat, und du wirst vor allem nicht jedes kleine Zeichen von Aufmerksamkeit von ihm wie einen Hoffnungsschimmer deuten. Und doch ertappst du dich wieder dabei. Du wartest, hoffst, analysierst. Du läufst ihm hinterher, obwohl du eigentlich genau weißt, dass du mehr verdient hast.
Warum passiert das?

Das Phänomen, immer wieder emotional unerreichbaren Männern hinterherzulaufen, ist keine Schwäche. Es ist ein Muster, das tief in uns verankert sein kann. Vielleicht stammt es aus früheren Beziehungserfahrungen oder gar aus der Kindheit. Oft lernen wir sehr früh, dass Liebe etwas ist, das man sich verdienen muss. Und genau das wiederholen wir als Erwachsene.
1. Der Wunsch nach Bestätigung
Wenn ein Mann sich distanziert, wird das eigene Selbstwertgefühl herausgefordert. “Was habe ich falsch gemacht?” oder “Warum reicht meine Liebe nicht aus?” sind Fragen, die sich viele Frauen stellen. In Wahrheit geht es dabei weniger um den Mann, sondern um die Bestätigung, liebenswert zu sein. Das Problem: Wir suchen diese Antwort bei jemandem, der sie uns gar nicht geben kann.
2. Das Trauma-Bonding
Emotional instabile Beziehungen, in denen man zwischen intensiver Nähe und plötzlicher Distanz hin- und hergerissen ist, führen zu einer Art emotionaler Abhängigkeit. Das nennt sich Trauma-Bonding. Der Körper wird regelrecht süchtig nach dem Wechselbad der Gefühle. Es entsteht das Gefühl, ohne diesen Menschen nicht mehr “ganz” zu sein. Dabei ist es nicht Liebe, sondern ein chemisch ausgelöster Kreislauf.
3. Die Angst vor dem Alleinsein

Allein zu sein wird oft mit Leere gleichgesetzt. Viele Frauen fühlen sich wertvoller, wenn sie in einer Beziehung sind. Das ständige Hinterherlaufen ist dann nicht nur ein Ausdruck von Sehnsucht, sondern auch ein Versuch, eine tiefe innere Angst zu betäuben.
Wie du das Muster durchbrichst
Der erste Schritt ist nicht, ihm nicht mehr zu schreiben. Der erste Schritt ist, dich selbst zu verstehen. Nur wer erkennt, woher das Muster kommt, kann es auch verändern.
1. Radikale Ehrlichkeit mit dir selbst
Stelle dir die Frage: Warum will ich ausgerechnet ihn? Was gibt er mir (oder was glaube ich, dass er mir geben könnte), das ich mir selbst nicht geben kann? Die Antworten sind oft schmerzhaft, aber sie öffnen die Tür zur Heilung.
2. Erkenne deinen Wert unabhängig von ihm
Du bist liebenswert, einfach weil du bist. Du brauchst keine Nachricht, keine Einladung zum Abendessen, keinen Kompliment-Marathon, um deinen Wert zu bestätigen. Schreibe dir jeden Tag drei Dinge auf, die du an dir selbst schätzt. Es klingt banal, aber diese Übung kann dein Mindset langfristig verändern.
3. Setze klare Grenzen – auch emotional

Man muss nicht immer kämpfen. Wenn ein Mann sich zurückzieht oder dir nicht das gibt, was du brauchst, darfst du entscheiden: Ich gehe. Nicht aus Trotz, sondern aus Selbstliebe. Lerne, dich selbst zu beschützen, auch wenn es schwerfällt.
4. Umgib dich mit Menschen, die dich wirklich sehen
Freunde, Familie, vielleicht auch eine Therapeutin: Suche das Gespräch mit Menschen, die dich erinnern, wer du wirklich bist. Die dich nicht nur ermutigen, loszulassen, sondern auch in den Momenten auffangen, in denen du zweifelst.
5. Nimm dir Zeit für dich selbst
Statt zu warten, dass er sich meldet, tu etwas für dich. Etwas, das dich aufbaut. Lesen, reisen, tanzen, schreiben – was auch immer dich mit dir selbst verbindet. So lernst du Schritt für Schritt, dass du selbst das Zentrum deines Lebens bist.
Fazit: Du musst nicht perfekt sein, um aufzuhören, zu rennen

Das Muster zu durchbrechen braucht Zeit, Mitgefühl und Geduld. Du wirst Rückfälle erleben. Vielleicht wirst du ihm doch noch einmal schreiben. Und das ist okay. Heilung ist kein linearer Prozess. Aber jedes Mal, wenn du dich für dich selbst entscheidest, wird es leichter. Du bist nicht auf dieser Welt, um jemandem zu beweisen, dass du genug bist. Du bist genug. Schon jetzt. Und du darfst aufhören zu rennen.