Narzissten greifen oft zu bestimmten, gezielt manipulativ eingesetzten Verhaltensweisen, um Kontrolle über andere Menschen auszuüben. Diese Taktiken zielen darauf ab, die Selbstbestimmung ihrer Opfer zu untergraben. Wer diese Muster erkennt, kann sich besser vor emotionalem Missbrauch schützen.
1. Gaslighting

Gaslighting ist eine besonders perfide Manipulationstechnik, bei der der Narzisst versucht, die Wahrnehmung seines Opfers zu verzerren. Durch das ständige Leugnen von Tatsachen, das Herunterspielen von Gefühlen oder das bewusste Säen von Zweifel bringt er sein Gegenüber dazu, an der eigenen Realität zu zweifeln.
Diese Methode ist extrem zerstörerisch, da sie das Selbstvertrauen und die Selbstwahrnehmung des Opfers schleichend zerstört. Betroffene verlieren oft den Bezug zur Realität und entwickeln eine emotionale Abhängigkeit vom Narzissten.
Der Begriff stammt aus dem Film Gaslight (1944), in dem ein Mann seine Frau gezielt in den Wahnsinn treiben will. Gaslighting zu erkennen, ist der erste Schritt, um sich aus dem Griff eines Narzissten zu befreien.
2. Schweigen als Strafe (Silent Treatment)
Das bewusste Schweigen ist eine Form emotionaler Erpressung. Der Narzisst verweigert jede Kommunikation, um sein Opfer zu bestrafen oder wieder unter Kontrolle zu bringen.
Durch den Rückzug von Zuwendung und Gespräch erzeugt er Verunsicherung und ein starkes Bedürfnis nach Anerkennung. Dieses Gefühl von Ablehnung ist so mächtig, dass das Opfer alles tun würde, um wieder die „Verbindung“ herzustellen.
So wird die emotionale Abhängigkeit verstärkt – der Narzisst bleibt am längeren Hebel.
3. Triangulation

Triangulation bedeutet, eine dritte Person in einen Konflikt einzubeziehen, um gezielt Misstrauen und Rivalität zu schüren. Der Narzisst spielt Menschen gegeneinander aus, um seine Machtposition zu sichern.
Oft stellt er sich als Vermittler oder Retter dar, obwohl er selbst die Spannungen verursacht. Das Opfer fühlt sich isoliert, eifersüchtig oder misstrauisch – und der Narzisst steht über allem.
Diese Methode hinterlässt oft tiefe emotionale Wunden und sorgt langfristig für Unsicherheit in Beziehungen.
4. Projektion
Bei der Projektion überträgt der Narzisst seine eigenen negativen Eigenschaften oder Verhaltensweisen auf andere – meist auf sein Opfer. So muss er sich nicht mit seinen eigenen Schwächen auseinandersetzen.
Er wirft dem anderen genau das vor, was in Wahrheit auf ihn selbst zutrifft. Dadurch entsteht Verwirrung, Schuldgefühl und Selbstzweifel beim Gegenüber – während der Narzisst die Verantwortung von sich weist.
Projektion ist ein starkes Werkzeug zur Schuldumkehr und ein zentraler Bestandteil narzisstischer Kontrolle.
5. Love Bombing

Love Bombing bedeutet, dass der Narzisst das Opfer anfangs mit übermäßiger Zuneigung, Komplimenten und Aufmerksamkeit überschüttet. Es fühlt sich an wie ein Märchen – doch der Zweck ist Kontrolle.
Sobald das Opfer emotional abhängig geworden ist, zieht der Narzisst sich zurück. Was bleibt, ist Verwirrung und der starke Wunsch, die anfängliche Nähe zurückzubekommen.
Dieser Wechsel zwischen übertriebener Nähe und plötzlicher Distanz fesselt das Opfer emotional und macht es anfälliger für weitere Manipulation.
6. Abwertung (Devaluation)
Nach einer Phase der Idealisierung beginnt der Narzisst plötzlich, sein Opfer abzuwerten. Was zuvor bewundert wurde, wird nun kritisiert oder ins Lächerliche gezogen.
Diese plötzliche Wendung ist für das Opfer oft schockierend. Lob wird zu Spott, Unterstützung zu Kritik. Das Selbstwertgefühl leidet massiv – und das Opfer hofft, die „gute“ Version des Narzissten zurückzugewinnen.
Durch diesen emotionalen Wechsel bleibt das Opfer in ständiger Unsicherheit – was die Kontrolle des Narzissten zementiert.
7. Schuldumkehr (Blame Shifting)

Wenn etwas schiefläuft, übernimmt der Narzisst nie Verantwortung. Stattdessen sucht er sofort einen Schuldigen – meistens das Opfer.
Egal was passiert: Der andere ist immer schuld. Diese ständige Schuldzuweisung führt dazu, dass das Opfer sich verteidigen muss, selbst wenn es nichts falsch gemacht hat. Das kostet Kraft, verunsichert und lenkt von den wahren Problemen ab.
So bleibt der Narzisst unangetastet – und das Opfer wird systematisch zermürbt.
8. Hoovering
Der Begriff „Hoovering“ stammt von der Staubsaugermarke Hoover – und beschreibt, wie der Narzisst versucht, sein Opfer nach einem Bruch wieder in die Beziehung „zurückzusaugen“.
Er kann plötzlich charmant, reumütig oder liebevoll wirken, Versprechungen machen oder Schuldgefühle auslösen. Alles nur, um die alte Kontrolle wiederherzustellen.
Wer dieses Spiel durchschaut, kann sich schützen und bewusst Abstand halten – und damit der Manipulation dauerhaft entkommen.
Wenn du dich in diesen Punkten wiedererkennst, ist das kein Zeichen von Schwäche – sondern von Bewusstsein. Nur wer versteht, was passiert, kann sich auch davon befreien.